Braucht eigentlich wirklich jemand einen eigenen Server zuhause? Klar, ich schon. Und ganz viele andere auch. Irgendwo müssen ja die ganzen Dateien, Musik, Filme, Serien, Fotos, Backups, … liegen. Und dann kommt ja so manches noch dazu. Vielleicht eine Software für die Heimautomation, oder ein Medienserver für das Multiroom-Audio, oder ein Ad-Blocker fürs gesamte Netzwerk, oder, oder, oder.
Bis vor kurzem bildete noch ein NAS (Synology DS214Play) die Zentrale in meiner Medienlandschaft. Nach nunmehr 4 Jahren ist sie mir jedoch etwas zu schwach in der Leistung und aufgrund des eingebauten x86-Prozessors auch zu unflexibel, was zusätzliche Software angeht. Leider gibt es weder bei Synology noch bei QNAP eine gute Alternative, die meine Ansprüche an Formfaktor und Leistung erfüllt. Deshalb habe ich nun meinen seit längerem bestehenden Wunsch nachgegeben und mir einen kleinen Server angeschafft.
Inhalt
Das erwarte ich vom Server
Der Start des Ganzen war jedoch garnicht so einfach. Welche Maßstäbe setzt man eigentlich an und was darf es am Ende kosten? Wieviel Leistung benötigt man eigentlich? Das sind so Fragen, die sich einem dann schnell stellen und man fängt an zu recherchieren. Ich erspare euch jetzt alle Details dieser Geschichte und sag einfach, worauf es mir ankam:
- Der Formfaktor: Wenn schon ein neues Gerät, dann definitiv für den Einbau im 19″-Schrank geeignet. Maximaler Platz in der Tiefe: 33cm
- Leistung: Für Dateifreigaben und ein paar Dienst, wie den Logitech Media Server, Plex, NZBget, usw. braucht man eigentlich nicht viel. Aber ein wenig Virtualisierung muss schon drin sein
- Festplattenspeicher: Da hab ich garnicht so den riesigen Bedarf. Mit 4TB komme ich wunderbar aus.
- Preis: Möglichst wenig ausgeben (wie immer)
Gehäuse
Ich hab dann eine Zeit lang bei eBay geschaut, ob es vielleicht etwas fertiges Gebrauchtes gibt, was mir gefallen könnte. Ja gibt es, aber passt nicht in den Schrank. Den Schrank gegen einen tieferen mit mehr Platz zu tauschen ist auch keine Option. Also hab ich mir erstmal ein Gehäuse gesucht, das mir gefällt und genügend Möglichkeiten bietet. Schnell kristallisierte sich dann heraus, dass das IPC-G225 von Yakkaroo optimal zu sein scheint. Es bietet Platz für ein mini-ITX-Board, ein Flex-ATX-Netzteil, 2 Stück 5,25″-Laufwerke, 3 Stück 3,5″-Laufwerke und 4 Stück 2,5″-Laufwerke. Reicht mir vollkommen.
Festplattenrahmen
Um mit den Festplatten besser hantieren zu können, hab ich mir noch den Icy Dock FlexCage Hot-Swap-Rahmen zugelegt. Der passt in die 5,25″-Laufwerksplätze und bietet Platz für 3 3,5″-Festplatten. Auch hier hab ich den originalen Lüfter gegen einen Arctic F8-80 mm Standard getauscht, weil der originale unerträglich laut ist und auch nur ungeregelt läuft. Angeschlossen habe ich den an die Lüftersteuerung vom Gehäuse.
Board, Prozessor, RAM, Festplatten
Der schwierigste Teil war dann der eigentliche Rechner. Hier hab ich lange hin und her überlegt, was die geeignete Hardware ist. Einerseits ist mir zwar der lahme x86-Prozessor meiner alten DiskStation viel zu langsam, andererseits hat er jedoch die Hauptaufgaben immer zuverlässig gemeistert. Ein Blick ins Synology-Portfolio zeigte mir, dass die DS3615xs, eines der Spitzengeräte, einen Core i3-4130 besitzt. Sicher ist ein i3 nicht unbedingt das Non-Plus-Ultra, jedoch unterstützt diese DiskStation Virtualisierung (VMM) und Docker, also kann der Prozessor ja nicht ganz so verkehrt sein. Damit war klar, dass weder unbedingt ein i7, noch ein XEON sein muss.
Ich bin dann bei eBay-Kleinanzeigen fündig geworden. Da hat jemand ein Bundle aus Mainboard, Prozessor und RAM für recht schmales Geld gefunden:
- Mainboard: ASRock IMB-181-L
- Prozessor: Intel Core i5-4690T
- Arbeitsspeicher: Kingston PC3-12800S 8GB
Sogar ein Flex-ATX-Netzteil (250W) konnte ich gleich mit erwerben. Alles in Allem hat mich das dann 190€ gekostet. Ganz ok, wie ich finde.
Die Festplatten habe ich aus meinen alten Beständen genommen. 2 Stück WD20EFRX sind aus meiner alten DiskStation gekommen. Eine WD20EARS lag noch ungenutzt herum, genau wie eine 60GB SSD.
Schade: für den Hot-Swap-Rahmen musste ich den Halter für die 2,5-Zoll-Platten ausbauen, weil der sich hinten rechts im Gehäuse befindet und der Festplattenrahmen einfach zu tief ist, als dass man beides gleichzeitig nutzen könnte. Hier macht sich dann eben die kurze Einbautiefe bemerkbar.
Die 3 Festplatten stecken im Hot-Swap-Rahmen, die SSD liegt im linken Bereich, wo normalerweise die 3,5″-Platten eingebaut werden können. Somit sind die Festplatten recht einfach zu wechseln, für die SSD muss ich den Rechner ausbauen und aufschrauben.
Software
Bleibt noch die Frage nach dem zu verwendenden Betriebssystem. Zum Thema Virtualisierung passend wäre ja VMware ESXi, alternativ Proxmox VE. Ich hatte in der Vergangenheit auch schon ganz gute Erfahrungen mit XPEnology, der Synology DSM-Portierung für Computer, in verschiedenen Virtualisierungsumgebungen wie Parallels Desktop, VirtualBox und VMware Workstation gemacht. Und während ich das System einrichtete, stellte ich fest, dass das nicht unbedingt der (für mich) optimale Weg war.
Ich war schon immer zufrieden mit Synologys DiskStation-Manager und es war ganz klar, dass ich diesen für Dateifreigaben und auch viele andere Dienste, wie TimeMachine, Plex, Logitech Media Server, NZBget, usw. verwenden werde. Und zusammen mit der ausgewählten Hardware kann ich auch den Virtual Machine Manager von Synology verwenden. Statt also eine Virtualisierungsumgebung wie ESXi oder Proxmox aufzusetzen, in der dann DSM und vielleicht ein Linux parallel virtualisiert werden, kann ich DSM (bzw. XPEnology) auch gleich richtig installieren und die Linux-Maschine darin laufen lassen.
Und in der Praxis?
Ich bin mit dem System wirklich zufrieden. So butterweich, wie DSM jetzt läuft, macht es richtig Spaß damit zu arbeiten. Die meisten Sachen sind spürbar schneller geworden, aber den größten Schub hat wohl der Plex Media Server bekommen. Das Durchsuchen der Mediathek hat zuvor ewig gedauert …bis dann die Cover geladen waren… Jetzt sind sie <zack> da.
Auch die Virtualisierung funktioniert hervorragend. Ich habe verschiedene Betriebssysteme ausprobiert. Debian 9, Ubuntu 17, Windows 10. Alle laufen hervorragend in der VM und können out-of-the-box im Webbrowser bedient werden. Klar, Grafikspeicher gibt es nicht viel und auch die Konsole im Webbrowser ist nicht unbedingt auf Grafik ausgelegt. Aber darauf kommt es bei einem Server ja auch nicht unbedingt an.
Alternativen
Bei der langen Suche nach einen Server bin ich auch auf ein paar Alternative Gehäuse/Server gestoßen, die Euch nicht vorenthalten will:
1U
- Asus RS200-E9-PS2-F (bei Amazon)
- Supermicro CSE-505-203B (bei Amazon)
- Supermicro 503L-200B (bei Amazon)
- X-Case XN135 (Hersteller-Webseite)
- MITXPC M1U05 (Hersteller-Webseite)
2U
- Advantech HPC-7120S-35ZXE (Hersteller-Webseite)
- yakkaroo IPC-G238 (bei Amazon)
Es ist dann trotzdem keiner davon geworden, weil sie entweder von der Tiefe her nicht passten, schlecht verfügbar oder einfach zu teuer waren.
Warum erzähle ich euch das?
Die Anforderungen sind sicher nicht bei jedem die gleichen und das Thema Server könnte man noch ewig ausweiten. Wenn man sich zum ersten Mal Gedanken darum macht, geht einem viel durch den Kopf. Das ist bei euch sicher nicht anders, als bei mir. Als ich noch einen Windows-Computer hatte, wäre mir niemals etwas anderes als ein Core i7 (oder i9) ins Haus gekommen. Aber das kostet nicht nur in der Anschaffung Geld, sondern wirkt sich unter Umständen auch auf die Stromrechnung aus. Dennoch wird er sich auf Dauer nur langweilen und kann seine Leistung kaum entfalten.
Es ist das Augenmaß, was zählt und eine vernünftige Abwägung zwischen Anforderung, Preis und Leistung. Manchmal muss man sich nur mal mit jemandem unterhalten, um das zu erkennen. Und falls ihr niemanden habt, der sich für soetwas begeistern kann und mit dem ihr euch darüber unterhalten könnt, habt ihr jetzt meine Geschichte zum nachlesen 😉
- Proxmox: „Failed to connect to Server“ mit Safari auf MacOS - 28. Januar 2023
- Loxone: Benachrichtigung per Telegram - 15. Januar 2022
- Telegram: Nachrichten per Bot von der Heimautomation aufs Handy - 2. Januar 2022
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